ProjecToes – die Schuhe sind verteilt

Hey ihr Lieben (ich habe das Gefühl, so starte ich inzwischen jeden Blogeintrag 😀 )

Ich grüße euch alle in die Ferne in den deutschen Frühling! Mir kam zu Ohren, dass ein Sturm über eure Ohren fegt. Sorry an alle für diverse Stromausfälle, muss ganz schön hart sein 😛
Nein Spaß, mal zum Ernst des Lebens!

Wieder zurück in Kenia hieß es nun, das langgeplante ProjecToes umzusetzen!

Zuerst mal ein riesiges DANKESCHÖN an alle Spender. Es hat mich immer wieder überwältigt, wie gut das Projekt angekommen ist. Das Ganze hat sich so rumgesprochen, dass Freunde von Freunden von Freunden, also Personen, die ich nicht kenne, Sammelaktionen gestartet haben! Unglaublich!
Der Plan war, 500 Dollar bis Ende Mai zusammenzubekommen. Wir landeten bei 1200 Dollar im Dezember und schlussendlich waren es 1400 Dollar.

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Bei soviel Geld hatten wir natürlich einiges mehr an Spielraum und so hatten wir die Möglichkeit, die teuren Schulschuhe zu besorgen – made in Kenya.

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Also bestellten wir die entsprechenden Schuhe und fanden uns am Ende in einem Schuhgeschäft in Nairobi wieder, wo eine Reihe Kartons der nächsten folgte.

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Die Schulschuhe sind für die Kinder auf dem Markt in Manga, wie ihr wisst. Wir haben die Kinder sehr oft besucht und die Namen aufgeschrieben, wo wir der Meinung sind, dass sie die Hilfe sehr brauchen. Natürlich kennen wir nicht alle Kinder, dafür sind es einfach zu viele (bestimmt an die 200) und wir sind uns auch bewusst, dass weitaus mehr Kinder existieren, die diese Unterstützung gebrauchen könnten. Aber wir können ja auch nicht zaubern und so landeten 70 Namen auf unserer Liste. Somit landeten genau 78 Schuhpaare in unserem Gepäck. Da sich die kenianischen Schuhgrößen von unseren unterscheiden, konnten wir die Größen im vorhinein nur grob schätzen. Doch am Ende hat alles genau hingehauen 🙂

Da sich 78 Kartons etwas schwer transportieren lassen, packten wir die ganzen Schuhe aus, knoteten die Paare zusammen und transportierten sie in 3 riesigen Boxen! Amelie hat uns netterweise geholfen 🙂

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was für eine Rechnung! 😀

Diese waren so unglaublich schwer, dass wir mit dem Taxi zurück zum Hostel fuhren. Die Frau an der Rezeption staunte nicht schlecht, als wir mit riesigen Boxen auf dem Kopf hereinkamen 😀

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Den folgenden Tag (Freitag ) fuhren wir dann nach Manga und am Wochenende verteilten wir die Schuhe!

Dazu liefen wir zuerst zum Markt und suchten die Kinder zusammen, welche die Geschenke bekommen sollten. So gingen wir auf Nummer sicher, dass alle auffindbar sind und wir richtig gezählt hatten. Hinter einem Haus stellten wir einen Hocker auf und ließen die Kinder kommen. Das Gute am Dorfleben ist, dass man nur einen Namen zu sagen braucht und das geht per Mundpropaganda so schnell weiter, dass nach wenigen Minuten das Kind auf der Matte steht 😉

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Nyaweta und Joseph (der inzwischen laufen kann)

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erinnert ihr euch noch an den neugeborenen Joshua?!

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Da es zu viele Schuhe zum Transportieren waren und wir ja keine Superhelden sind, haben wir zuerst unsere Rucksäcke und zwei riesige Tüten vollgepackt und konnten somit bei der ersten Tour etwa die Hälfte aller Schuhe mitnehmen.

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Also eins nach dem Anderen hinsetzen, Schuhe anprobieren und das richtige Paar mitnehmen! Da Sonntag war, hatten auch alle ihre schönsten Gottesdenstkleider an 🙂

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ein Kreuz für jeden, der bereits Schuhe bekommen hat

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Ogendi

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Stacy

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Brian

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Obama

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Diana

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Amos

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Ruth

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nochmal ein kleiner Brian

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Josephin

 

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Michell

Zwischendurch begann es zu regnen, sodass wir Unterschlupf in einem Haus gesucht haben.

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Alice

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Nyaweta

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Als wir die zweite Fuhre starten wollten, fing es so stark an zu regnen, dass wir das Projekt an einem zweiten Tag fortführen wollten. Doch die Kinder sind ja nicht dumm und so klopften bei nachlassendem Regen nach einer halben Stunde ein paar kleine Hände an unsere Tür.
Es war den Kindern ja bekannt, wer ein Geschenk bekommt und so standen die bis dato fehlenden Kids draußen und fragten, ob sie ihre Schuhe abholen könnten.

Nun gut, also haben wir sie nacheinander reingenommen und anprobiert.

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Janis zieht ihre Schuhe aus Spaß dem kleinen Joseph an 😀

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Irgendwie schien sich das dann rumgesprochen zu haben und plötzlich befanden sich an die zweihundert Leute auf dem Schulgelände und fragten, ob noch Schuhe übrig wären.Die Leute kamen zu einem großen Teil sogar aus umliegenden Dörfern. Doch die Schuhe waren alle und irgendwann verstanden die Leute auch, dass wir nichts mehr da haben und ihnen leider nicht helfen können. Das Crasse an der Sache war gewesen, dass vorallem Erwachsene ewig diskutiert haben, dass sie was haben möchten. Aber nicht für ihre Kinder, sondern für sich selbst!

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Auf jeden Fall sind jetzt alle 78 Schuhe verteilt! Die Kinder waren unglaublich glücklich und haben übers ganze Gesicht gestrahlt. Auch die Eltern haben sich mehr als einmal bei uns bedankt für die Unterstützung. Den kleinen Rest des Geldes haben wir in neue Waschschüsseln für einige sehr arme Familien investiert und ein paar kenianische Schillinge in Bar gegeben, damit sie sich etwas Gutes zu essen kaufen können 🙂

Ein Paar Schuhe – das klingt nicht weltbewegend. Und doch kann Kleines so viel bewirken. Denn so müssen die Kinder nicht mehr barfuss zur Schule!

Seit ich hier bin, wird uns Freiwilligen sehr bewusst, wie wenig die „Entwicklungshilfe“ den wirklich armen Leuten hilft. Als ich jetzt in Deutschland war, habe ich nur die Augen verdreht, als ich ein „Wir helfen Afrika“ – Werbeschild gesehen habe. Sicher, die Spenden gehen aus unserem Land raus und kommen auch in den afrikanischen Gebieten an … aber was dann damit passiert, wird selten kontrolliert. Ich möchte behaupten, dass es die Korruption des Landes einfach nur noch mehr unterstützt und viel bei den regierenden Personen stecken bleibt!
Das ist meine eigene Meinung und ich berufe mich auch nicht darauf, dass es genauso immer und überall stattfindet. Aber das sind meine Beobachtungen und Einschätzungen.
Geld wird gegeben, Projekte werden gestartet, ein Brunnen wird gebaut! Klingt erstmal nicht schlecht, doch das war es dann auch schon. Was passiert mit dem Brunnen? Wird er kontrolliert? Wird er aufrecht gehalten? Was ist, wenn etwas nicht funktioniert, aber die Einwohner nicht wissen, wie zu reparieren? Der Brunnen wird nicht mehr benutzt und verrottet. Dann kommt wieder neues Geld rein, ein neuer Brunnen wird gebaut. Es ist ein ewiger Teufelskreis und am Ende kommt nichts Nachhaltiges raus. Wenn ich in so manche Schulen und Waisenheime schaue, wo Sachspenden geschickt werden. Das kommt alles an und liegt im Schrank. Aber die Kenianer wissen nicht, wie man es nutzt oder möchten es vielleicht auch einfach nicht! Und wenn man mal in meine Manga Girls Primary School schaut? Auf meine gekauften Spenden wie Fußbälle und Stifte werden einfach nicht aufgepasst, sie gehen unglaublich schnell kaputt. Und was würden hier gute Schulmaterialien und Bücher bringen, wenn doch die Lehrer nicht unterrichten. An der Bildung und Ausbildung der Lehrer müsste hier zuerst gearbeitet werden und an der Mentalität des Arbeitswillens!
Kenia braucht noch Zeit, viel Zeit! Aber mit guten und vorallem nachhaltigen Projekten kann viel erreicht werden. Und damit meine ich natürlich nicht das ProjecToes! Das Schuhprojekt war eine einmalige Hilfe, auch nichts nachhaltiges. Aber ich wollte mal darauf aufmerksam machen, dass eine Unterstützung eines direkten Projektes sicher sinnvoller ist, als eine Weihnachtsspende an eine vllt fragewürdige Organisation.
Zum Abschluss möchte ich nur mal kurz erzählen, wie ich darauf kam, so über dieses Thema nachzudenken. Ich unterhielt mich einmal mit einer Frau aus meinem Dorf, sechs Kinder, ein kleiner Raum zum Leben, der Mann verstorben, die Kinder unterernährt und immer dreckig. Sie erzählte mir, wie toll sie es findet, dass Europa soviel Geld nach Afrika spendet, um den Leuten zu helfen.
In diesem Moment habe ich gedacht „wenn du wüsstest, dass DU genau die Person bist, die mit ihren Kindern bei uns auf Werbeplakaten abgebildet sein könnte. Dass mit Familien wie deinen für Spenden geworben wird. Doch am Ende bist DU die Person, die nichts davon abbekommt. Du arbeitest hart, damit deine Kinder was zu essen bekommen, nicht alle können zur Schule gehen. Der Staat hilft dir absolut gar nicht. Von den Entwicklungshilfegeldern sollten eigentlich Familien wie deine unterstützt werden. Familien, die es wirklich brauchen!“ – meine Meinung!!!

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Ich liebe dieses Bild!

Ich möchte mich im Namen aller Kinder nochmal herzlich bei allen Spendern bedanken, für jeden Euro, der gegeben wurde und jedes Weitersagen und Verbreiten unseres Projektes!
DANKE!

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P.S. Ich wurde die Tage so oft gefragt, was mir an meinem ersten Tag zurück in Kenia am meisten aufgefallen ist. Also schreib ich das mal noch kurz.

Als ich aus dem Flieger in Nairobi stieg, war ich geschockt über das Wetter. Klar, viel wärmer als in Deutschland, aber doch erschreckend kühl. Meine Strickjacke mochte ich nicht ausziehen und der ganze Himmel bewölkt, kein Stern zu sehen. Die Regenzeit hat nun begonnen und der „Herbst“ zieht ein. Die Temperaturen sind etwa 27 Grad, doch die Sonne lässt sich nicht mehr so viel blicken. Ich kann zwar immer in Shirt rumlaufen, aber ich schwitz auch nicht in langer Hose.

Die zweite Sache, die mir auch direkt wieder entgegen kam, ist das Unterscheiden zwischen Weiß und Schwarz. So wurde ich beim Anstellen fürs Visum mehrmals von einem Personaltypen aufgefordert, mich in die lange Schlange fürs Toursitenvisum anzustellen. Ich erklärte ihm, dass ich Resident bin und in Kenia wohne. Ich solle mich doch zu den anderen Weissen stellen!!! Nachdem ich ihm dann mein Arbeitsvisum unter die Nase rieb, beschäftigte er sich plötzlich mit der nächsten Person. Er bekam den absoluten Todesblick von mir, als ich zum Resident Schalter ging und einfach durchgehen durfte!

Dann auf der Rückfahrt habe ich einen Todesschrecken bekommen, als das Taxi auf der linken Seite fuhr. – Geisterfahrer 😀 Ich hatte mich wohl wieder zu schnell an den deutschen Verkehr gewöhnt!

Und als ich dann aus dem Taxi ausstieg und etwa 10 min durch die Stadt zum Hostel laufen musste, fiel mir nur eins ein – Wo ist meine Freiheit? Natürlich wurde sie mir nur im Kopf gestohlen. Aber sobald man wieder auf den Straßen Kenias ist, fühlt man sich nicht mehr sicher. Überall fällt man auf und nach Einbruch der Dunkelheit soll man nicht mehr alleine draußen sein. Also Kopf geduckt und fix zum Hostel. Ein nächtlicher Spaziergang durch die Parks, wenn man nachdenken möchte, so wie in Deutschland – das gibt es hier nicht.

Das wars jetzt erstmal soweit.

Bleibt behütet, Hannah

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ein lustiges Bild von Angie zum Abschluss 😀

6 Kommentare


  1. Liebe Hannah, dear Melanie! I´m proud of you !!!
    Ich bin in Gedanken noch ganz bei den Familien in Manga, die wir mit Jasper und euch besucht haben. Toll, dass ihr das Projekt genau dort und wie geplant auch mit kenianischen Schuhen durchführen konntet. Und wenn auch die Gesellschaft einen weiten Weg vor sich hat und im Moment wieder in Terrorangst leben muss, ihr habt an einem kleinen Ort und mit einem kleinen Schritt den Menschen dort gezeigt, was Teilen heißt. Und dass „Mzungu“ nicht nur „Mzungu“ ist, sondern einen Namen, ein Gesicht und eine Überzeugung hat. Vielleicht verändert das Jahre später einmal eine Entscheidung eines Menschen, der diese Erinnerung aus seiner Kindheit wie einen Schatz in sich trug.
    Bleibt behütet, euer Papa


    1. Vielen Dank Vati und danke, dass ihr uns bei dem Projekt so geholfen habt. Durch Geld, Weitersagen und Ausdrucken an Gemeindemitglieder.
      Hab euch alle lieb, Hannah


  2. Liebe Hannah,

    das sind so schöne Bilder. Und unter allen Bildern stehen Namen- das ist so wichtig, wenn wir von der Einen Welt träumen. Dieses Namenerinnern und ins Herz schließen- ich bewundere Dich dafür. Schon für diese Schuhaktion hat sich Dein Dortsein gelohnt.
    Außerdem sehen die Schuhe toll aus, wirklich robust. Danach kannst Du bei unseren Schrottschuhhändlern Deichmann und Meyer wirklich lange suchen. Ich ärgere mich über die Qualität der hier angebotenen Schuhe für Kinder, bei den Mädchen halten sie immer nur eine Saison. Wenn Kenia solche einfachen Schuhe herstellt, müsste es doch ein Exportschlager sein. Doch wahrscheinlich stehen davor riesige Handelsbeschränkungen, das ewige Dilemma, dass afrikanische Länder schön unsern Schrott kaufen aber uns nichts verkaufen sollen.
    Wie auch immer, dieses Projekt haben wir sehr gern unterstützt.

    Dicke Umarmung
    Stephan


    1. Vielen Dank dir Stephan! Für die Spende, das Weitertragen unseres Projektes und die Rückenstärkung!
      Ja, die Schuhe sind echt robust und halten auch einige Kinder durch. Aber ob deine Mädels so begeistert wären, dicke Klopper-Schuhe zu tragen, anstatt den tollen mit Prinzessin Lillifee drauf? 😉
      Ich grüße euch ganz lieb, Hannah


  3. Wow, toll geschrieben. Ich finde es gut, wenn du zwischendurch auch Gedanken und Meinungen reinbringst, als einfach nur zu berichten. Es gibt so viele Dinge, über die man nachdenkt, wenn einem nicht Schule, Studium oder Arbeit nerven und über die man auch oftmals die Meinung ändert, wenn sich mal richtig damit beschäftigt.
    Ich laufe übrigens unheimlich oft einfach in der Nacht durch den Park,
    höre Musik und denke über viele Dinge nach. Aber das liegt wohl an dem wohl besten Sternenhimmel der Welt 🙂
    Liebe Grüße von deinem Bruder

    PS: ja so langsam wird es Winter, ich vermisse den Sommer schon…


    1. Danke dir für die lieben Worte Bruderherz 🙂
      Ja das stimmt, zum Nachdenken haben wir wohl viel Zeit.
      Der beste Sternenhimmel?! Ich war der Meinung, den haben wir hier in Kenia. Aber wir können ihn uns ja teilen ;D
      Drücke dich ans andere Ende der Welt, Hannah

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